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Im Gespräch mit Franziska Kägi, zurzeit auf Ferienreise in Mexiko

Franziska Kägi

«Es war nicht einfach nach 27 Jahren ade zu sagen.»

«Ich bin gut in der Pension angekommen und geniesse die freie Zeit mit Spanisch lernen, tauchen und das fröhliche Leben der Mexikanerinnen und Mexikaner zu beobachten.» Mit diesen Worten lässt sich Franziska Kägi aus Mexiko vernehmen und sie ist gerne bereit etwas mehr über sich und ihren neuen Lebensabschnitt zu erzählen

Noch vor einigen Wochen waren Sie Leiterin Pflege Betreuung und Stellvertretende Leiter AltersZentrum. Am 11. Februar 2021 war Ihr letzter offizielle Arbeitstag, wie haben Sie diesen in Erinnerung?

Es war nicht einfach nach 27 Jahren dem St. Martin den Rücken zu kehren. So vielen lieben Menschen, Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnern ade zu sagen. Ich kann fast zu jedem eine Geschichte erzählen.

Jetzt sind Sie gut in der Pension angekommen und auf einer längeren Ferienreise in Mexiko. Erfüllen Sie sie sich einen Traum?

Wir haben viele Pläne in Sachen Reisen. Eigentlich wollten wir im Sommer 2021 nach Australien. Da das nicht möglich ist, haben wir uns anders entschieden und folgen nach Mexico. Spanisch lernen wollte ich sowieso mal und ich gehe mit meinem Mann René Fritschi gerne in den Cenoten tauchen. Für mich war es wichtig mal weg zu kommen. Es ist im letzten Jahr so viel gelaufen und die Coronapolitik ist für mich in Europa mit viel Angst und Schrecken behaftet, dass ich finde, die Lebensqualität der Menschen kommt zu kurz.

Als Leiterin Pflege Betreuung hatten Sie eine ganz besondere, verantwortungsvolle Aufgabe im AltersZentrum. Was wird Ihnen aus dieser Zeit in Erinnerung bleiben?
In Erinnerung bleiben mir die vielen Begegnungen mit Menschen und ihren Geschichten. Alle die Jahre versuchte ich mit einer positiven Haltung das Pflege- Betreuungspersonal zu leiten und ein „Wir-Gefühl“ vor zu leben. Mit klaren Zielen, einer klaren Haltung und viel Verständnis ist es uns gelungen für die alten Menschen ein Daheim zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen. Ich hatte den spannendste Job den man sich vorstellen kann und zuletzt hat er mich aufgrund der bekannten Situation bis zum Äussersten gefordert.

Wie haben Sie sich auf die Pensionierung, Ihren neuen Lebensabschnitt, eingestellt und vorbereitet?
Früh schon, haben wir uns mit der vorzeitigen Pensionierung auseinandergesetzt und dies auch kommuniziert. So war es etwas einfacher für die Mitarbeitenden und den Bewohnerinnen und Bewohner, dass die Frau Kägi nun geht. Das St. Martin war für mich auch eine Art Heimat. Ich werde nun sicher ein Jahr die freie Zeit geniessen und dann werde ich eventuell wieder kleinere Aufgaben annehmen.

In Ihrem Berufsleben und in leitender Funktion konnten Sie einiges anregen und bewegen, vermissen Sie dies?
Im Moment vermisse ich noch gar nichts. Das letzte Jahr hat mich so viel Energie gekostet, die ganze Coronageschichte, wo alle zu Hause blieben, nur das Personal vom Gesundheitswesen musste Leistung bringen mit Angst, Regelungen und Vorschriften im Nacken. Die Balance zu finden zwischen, die alten Menschen zu schützen, sie zu isolieren und ihnen dennoch eine gute Lebensqualität zu ermögliche, das war enorm. Das Personal wusste oft nicht, wie pflegt man auf Distanz und wie schütze ich mich. Für das Pflegepersonal gehört das Sterben zum Leben und das wird von unserer Politik oft vergessen.

Können Sie uns abschliessend über die Reise mit Ihrem Partner Ren Fritschi durch Mexiko ein wenige berichten?
Im Moment sind wir in Playa del Carmen, da haben wir eine Wohnung gemietet, zwei Fahrräder gekauft und leben schon wieder etwas Alltag. Ich gehe täglich zwei bis drei Stunden in die Schule, mein Mann geht jeden zweiten Tag tauchen und geniessen den Sommer und den Strand, das feine Essen und beobachten die Mexikaner wie sie leben. Gut vernetzt haben wir Kontakt mit unseren Familien und wir planen die letzten zwei Wochen in Yucatan auf eigene Faust eine Rundreise zu unternehmen. Es ist ein besonderer Flecken Erde. Die Mayas haben hier ihre Spuren hinterlassen und die ganze Yucatanhalbinsel ist vom weltweit grössten Höhlensystem mit Grundwasser unterkellert. Da und dort ist die Oberfläche eingebrochen und da kann man tauchen, Baden und schnorcheln. Es sind wunderschöne Oasen mitten im Dschungel mit glasklarem Wasser und jahrtausende alten Stalaktiten und Stalagmiten sowie Gebilden.

Wir waren auf einer Halbinsel die die Mayas mit folgendem Namen benannt haben: „DA WO DER HIMMEL GEBOREN WURDE“.

Und zum Schluss: Liebe Grüsse und lebt den Moment des Lebens und lasst euch nicht durch Angst vor Krankheit lähmen.

Herzlichen Dank für das Gespräch, wir wünschen Ihnen weiterhin eine tolle Zeit in Mexiko.

24.Mai
2021

Von Werner Mathis