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Der Enkel, das Grosi und der Spielplatz

Ein Spielplatz im Grünen

Der schönste, klügste, aufgeweckteste Enkel aller Zeiten, also meiner, wie Sie sicher mittlerweile wissen, ist älter geworden, will aber immer noch ziemlich permanent bespasst werden. Das ist auf die Dauer etwas ermüdend und eintönig, nur der Enkel und das Grosi.

Nun gibt’s in unserem Quartier viele kleine Kinder und einen grossen Spielplatz und da der Enkel nun andere Schlafzeiten hat – oder mindestens hätte, er benutzt sie immer noch nicht wirklich zu meiner Zufriedenheit - ist es jetzt möglich, auch mal auf den Spielplatz zu gehen, wenn andere Kinder dort sind. Ein bisschen zurücklehnen, gemütlich auf dem Bänkli sitzend zuschauen, wie die anderen Kinder ihn bespassen und dabei etwas Energie tanken für den restlichen Tag, das ist meine Absicht bei diesem ersten Spielplatzbesuch.

Noch nicht mal richtig angekommen, rennen zwei Knirpse auf uns zu. «Du, du, wie heisst sie» ruft der eine ganz aufgeregt. «Es ist ein er», «Wie alt ist sie, ich bin schon 3» schreit der eine «und ich schon 4», der andere. Ziemlich aufgedreht, die beiden. Der Grund ist wohl, dass sie sonst immer die Kleinsten sind und es toll finden, einen noch kleineren gefunden zu haben.

Der Enkel will auf die Rutschbahn, die zwei Knirpse sind schneller. «Du, schau mal, was ich kann», der eine schleift Beine voran auf dem Bauch runter. «Kann sie das auch», schreit er von unten herauf. «Nein, er ist noch zu klein.» Der zweite fährt Kopf voran runter. «Du, du, schau mal, und das, kann sie das?» Ich gebe nach, «nein sie kann das noch nicht.» «Du, du, schau mal, ich kann auf den Handgriffen stehen!» Bevor das Ganze ausartet, packe ich den Enkel und gehe Richtung Schaukel. Die zwei sind schneller und stehen schon erwartungsvoll dort, also biege ich ab zu den Kaninchen. «Das sind unsere Kaninchen», schreit der eine, «sie darf da nicht ran», der andere. Durch den recht hohen Lärmpegel erledigt sich das Problem von selber, die Kaninchen sind weg.

Ich schiebe den Enkel Richtung Spielhäuschen. Die zwei Knirpse sind schon drin «du, schau, da kochen wir, gibst du mir die Kiste rein, nein, die dort drüben» der eine, «nein, sie soll nicht reinkommen, sie ist noch zu klein», der andere. Verstanden, wir machen uns auf Richtung Gärten. «Ping, ping» zwei Furien mit Stecken kommen auf uns zu gerannt, unglaublich, wie schnell sie sich verwandeln können. «Ping, ping, wir sind Piraten» schreien die beiden und fuchteln mit den Stecken vor unseren Nasen rum. Der Enkel klebt zwischen meinen Beinen, scheint es aber ganz lustig zu finden «Ping, ping, du bist jetzt gestorben», rufen die zwei «ping ping» tönts zwischen meinen schützenden Beinen hervor. Ich sterbe, dann sterbe ich nochmal, die zwei Knirpse sind begeistert, ich soll weiter sterben, das Geschrei ist ohrenbetäubend, es gibt kein Durchkommen.

«Hallo» ich schreie nun auch, «es ist Zvieri Zeit für den Kleinen, lasst uns durch» Ich hoffe, dass die zwei die Zeit noch nicht kennen, 14h30 ist kaum eine übliche Zvieri Zeit, aber eine andere Ausrede finde ich nicht, um mich aus den Fängen der Piraten zu befreien.

Zurück in der Wohnung bin ich unendlich dankbar für die «Eintönigkeit» - im wahrsten Sinn des Wortes – der Bespassung eines einzigen Knirpses!

30.August
2021

Von Gabi Bucher