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Irène Studer – eine Frau die überzeugt

Irène Studer

Heute kann ich das machen, was mir Freude bereitet

Etwas zögerlich hat Irène Studer zu diesem Gespräch ja gesagt und schnell wird klar, sie ist nicht eine Person, die ihr Wirken – sei es als Grossmutter, Mitglied der Gruppe Pensionierte, der Liturgiegruppe oder als Seniorin im Klassenzimmer – an die grosse Glocke hängt.

An schönster Lage am See, in Hertenstein, Gemeinde Weggis, ist Irène Studer aufgewachsen. «Es war eine wunderbare Zeit, obwohl wir als Kinder schon früh im Betrieb des Vaters mithelfen mussten. Er führte eine Bootswerft, bot Fahrten auf Touristenbooten an und vermietete Boote.» Auch während der Sommerferien hiess es, Boote vermieten oder auf dem Ausflugsboot Seebär Touristen begleiten. «Dies machte mir natürlich riesen Spass und schon bald beherrschte ich einige Worte englisch. Das gehörte sich, wenn ich als Jugendliche auf dem Vierwaldstättersee als Reiseleiterin unterwegs war. Auch geschichtliche Kenntnisse zu den historischen Orten am Urnersee waren oft gefragt. Die Hausaufgaben, die warteten meist bis am Abend.»
Nach dem Studium als Primarlehrerin im Seminar Baldegg unterrichtete Irène Studer als Primarlehrerin in Rothenburg und Pratteln. Nebenbei half sie der Mutter in der Buchhaltung der Bootwerft.

Soziale Ader entdeckt
Nach der Heirat mit Hans Studer zog die junge Familie ins Murimoos. Sehnsucht nach dem See habe Irène Studer oft gehabt, die beiden Teiche neben dem Heim im Murimoos waren eine kleine Entschädigung. In dieser Zeit entdeckte Irène Studer ihre soziale Ader und konnte diese ausleben. Kurzerhand organisierte sie in einem Restaurant ausgemustertes Essgeschirr und ersetzte damit die Blechteller, in denen den Bewohnern des Murimooses immer noch das Essen serviert wurde. Und sie unterstützte ihren Ehemann wo immer möglich.
Als ihr Ehemann Hans Studer Direktor in der Strafanstalt Wauwilermoos wurde, zog die Familie wieder in den Kanton Luzern nach Egolzwil. «Mein Interesse war gross wieder in den Unterricht einzusteigen. Dies bot sich mir als IF-Lehrperson.» Ehrenamtlich begleitete sie die Kinder aus Egolzwil auf ihrem Weg zur Erstkommunion und arbeitete später auch als Religionslehrerin.

Spannendes Programm für Pensionierte
«Nonna kannst du mir schnell helfen?», tönt es aus dem Nebenraum, denn Aline ist heute bei der Grossmutter. «Ja, die beiden Grosskinder Aline und Max sind seit der Geburt unser Stolz und wir freuen uns jedes Mal, wenn sie bei uns zu Besuch sind.» Doch wenn sich Irène Studer nicht als aktive Grossmutter anbietet, dann ist sie anderswie engagiert und unterwegs. Viel Zeit investiert sie seit einigen Jahren in die Seniorenarbeit. «Ursprünglich bin ich einfach so reingerutscht. Heute aber merke ich, wie wertvoll und zufriedenstellend diese Arbeit ist. Denn an den Treffen ergeben sich wertvolle Kontakte und spannende Gespräche. Ich finde es auch toll, dass wir jedes Jahr ein spannendes Programm für die Pensionierten anbieten können.» Ihre Fähigkeiten zu organisieren sind gefragt, wenn es plötzlich dringend Preise für das Jass-Turnier braucht oder an Anlässen für eine besinnliche Atmosphäre zu sorgen ist. Ihre Talente werden sehr geschätzt. Kaum zu glauben, aber Irène Studer arbeitet noch mit 78 Jahren als Seniorin im Klassenzimmer und das mit grossem Interesse.

Begabte Geschichtenerzählerin
Als Irène Studer an der Weihnachtsfeier der Pensionierten 2018 als begabte Geschichtenerzählerin auf der Bühne erscheint, wird es im Saal still und die Gäste lauschen gespannt.
Geschätzt wird ihr Engagement, wenn die Pensionierten auf Reise gehen. Denn Irène Studer organisiert nicht nur Route, Besuche von Gästen oder ist für ein feines Mittagessen besorgt, nein auch ihre spannenden Ausführungen zu Landschaft und Kultur während der Reise sind gefragt. «Ja, die Schweiz kenne ich sehr gut und es freut mich immer wieder, wenn ich den Gästen einiges über unsere schöne Schweiz weitergeben kann.» Ob sich Irène Studer dann auch an ihre Fahrten, auf dem Seebär über den Vierwaldstädtersee erinnert, das verrät sie nicht. Das Leuchten in ihren Augen lässt aber darauf schliessen.

10.September
2019

Von Werner Mathis