Das neue Zuhause
Drei Personen erzählen, wie und warum sie freiwillig ins Pflegezentrum Feld in Oberkirch gezogen sind und wie es sich anfühlt, dort zu leben.
Erika und Hugo Kappeler
Die Wohnsituation von Erika und Hugo Kappeler im Pflegezentrum Feld ist etwas verwirrend. Es gibt im 3. Stock gleich zwei Zimmer, die mit ihren Namen angeschrieben sind. Fast so verwirrend ist der fit aussehende Mann, der bei einem der beiden Zimmer die Tür öffnet. Die Begegnung mit seiner Frau im Rollstuhl erklärt dann die Situation. Erika Kappeler leidet an MS und Parkinson und ist darum in vielem sehr eingeschränkt. Aber dies nur körperlich, daneben ist sie aufgestellt, kommunikativ, hat etwas Fröhliches und erstaunlich Junges an sich.
Umzug mit Ansage
Die zwei Krankheiten haben dazu geführt, dass sie und ihr Mann nun seit Dezember 24 im Pflegezentrum Feld wohnen. Vorher waren sie von der Haselwart in eine der Alterswohnungen gezogen und Hugo hat sich um die immer anspruchsvoller werdende Pflege seiner Frau gekümmert. «Ich hatte aber je länger je mehr Angst, dass mal etwas passiert beim Transfer ins Bett oder beim Toilettengang.» So gesehen war ihr Umzug ins Pflegezentrum ein Übertritt mit Ansage. Jetzt bewohnen sie seit Dezember zwei Zimmer, eines ist ihr Wohnzimmer, das andere das Schlafzimmer mit all den nötigen Hilfsmitteln. «Da hat es einen Patientenlift fürs Bett und die Toilette, das ist super, da passiert nichts mehr» meint Hugo begeistert. Erika werde jetzt professionell betreut, so sei ihm nach 5 Jahren intensiver Pflege nun eine grosse Last von den Schultern genommen worden. Und vor allem ist für beide die Angst weg. «Mir ist es wohl hier», sagt Hugo und Erika fügt energisch an «also mir auch!» Er habe zwar gerne gekocht, meint er noch, das falle jetzt weg, «aber wir essen sehr gut hier, und wenn einer etwas anderes behaupten will…». Es gebe halt immer verschiedene Meinungen, meint er lakonisch.
Eine neue Heimat
Während Hugo jetzt wieder vermehrt seine Freunde treffen kann, hat sich Erika mit ihrer kommunikativen Art bereits sehr gut eingelebt. Auch über die Pflege wissen sie nur Gutes zu berichten. «Sie sind ja alle so lieb und machen es wirklich wunderbar!» Und hier habe man seine Privatsphäre, niemand könne einfach so ins Zimmer kommen, wie das an anderen Orten manchmal der Fall sei. Es werde auch viel geboten, «und an Weihnachten haben sie extra für unsere Familie einen Raum hergerichtet, damit wir gemeinsam feiern können!» Ja, meinen beide, sie fühlen sich heimisch hier und was gibt es Schöneres als das.
Monika Borner
Sie sei etwas nervös, erklärt Monika Borner, und sie habe sich auch ein bisschen vorbereitet auf meinen Besuch. Auf einem Zettel hat sie sich einen Eingangssatz notiert. Sie liest ihn vor und er tönt wie ein Werbespot fürs Pflegezentrum. «Freude herrscht und Dankbarkeit dazu, dass es in Oberkirch ein so begehrtes Pflegezentrum gibt». Dass sie es durchaus ehrlich meint, zeigt sich im Lauf des Gesprächs. Sie sei noch ein «Neuling», meint sie, erst am 20. Januar 2024 eingezogen. Den Entscheid, ins Pflegezentrum zu ziehen hat sie selbst gefällt, nachdem sie immer müder und schwächer geworden sei. «Ich konnte den Umbau des Pflegezentrums von ganz nahe beobachten, da ich in Oberkirch wohne. Ich ging immer wieder vorbei und sah, dass da etwas Geniales entsteht.» Da könnte man alt werden, habe sie gedacht.
Die beste Entscheidung
Ihre Angehörigen waren leicht überrumpelt von ihrem Entscheid, aber sie bereue es nicht. «Ich habe mich von Anfang an zu Hause gefühlt, meine Erwartungen wurden sogar übertroffen» meint sie. «Ich rate jedem und jeder, sich früh genug mit diesem Schritt auseinander zu setzen.» Hier sei sie gut betreut und fühle sich beruhigt und sicher. Die Pflegenden seien herzlich, und sie sei so dankbar dafür. «Schöner als hier kann man es gar nicht haben», sagt sie nochmal. Sie habe zum Beispiel noch nie eine so tolle Fasnacht erlebt und wenn sie mal Besuch habe zum Essen, werde ein Tisch vorne reserviert, damit sie Privatsphäre hätten. «Ich bin jetzt 83, zurückhalten kann ich das Alter nicht, aber sie helfen mir hier, damit umzugehen.»
Jetzt möchte sie mich gerne noch zu einem Kaffee einladen, im Restaurant gebe es gerade Live-Musik. Da wird sie auch schon erwartet, eine Mitbewohnerin wollte eigentlich grad nach ihr schauen kommen, weil sie nicht da war. Ja, sagt sie abschliessend, es sei eine Ehre für sie, dass sie hier sein dürfe, sie sei einfach nur dankbar.
30.September
2025
Von Gabi Bucher