Demenz – Ein Leiden mit vielen Gesichtern
«Ich lernte ihr, in einer anderen Welt zu begegnen»
Am
Dienstag, 16. April luden das LUKS Sursee und die Pro Senectute im
Rahmen der Vortragsreihe «Gsond und zwäg is Alter» zum Thema Demenz. Das
Interesse war sehr gross und die Anwesenden lauschten gespannt und
interessiert den Worten von Dr. med. Stefan Kipfer zu «Demenz – ein
Leiden mit vielen Gesichtern».
«Demenz – ein Leiden mit vielen Gesichtern, das heisst vor allem auch, dass es bei einer Abklärung bei Menschen mit Verdacht auf Demenz wichtig ist, dass es in der Region Sursee mit einem dichten Ärztenetz, dem Luzerner Kantonsspital und der Memory Clinic Zentralschweiz ein gut funktionierendes fachliches Netz existiert», meinte Stefan Kipfer gleich zu Beginn seiner Ausführungen. Stefan Kipfer selber führt seit Januar 2019 eine neurologische Praxis in Sursee und arbeitet als Konsiliararzt am LUKS Sursee. In einem ersten Teil des Vortrages führte Kipfer in das Geheimnis des Gehirns und des Gedächtnisses ein und erläuterte die Regionen und Funktionen des Gehirns. «Ganz wichtig für das Denken sind hunderttausende von Hirnzellen und die Synapsen, die Verbindungen zwischen den Zellen. Anschliessend erklärte er, wie eine Demenz definiert wird, welche Arten von Demenz bekannt sind und die Diagnose und Therapiemöglichkeiten.
Bildung ist der beste Schutz
«Eine
Erkrankung an Demenz bedeutet eine fortschreitende Abnahme der
Gedächtnisfunktionen. Dies bringt auch eine bedeutende Beeinträchtigung
im Alltag mit sich.» Bei den Diagnosekriterien stehen das Gedächtnis,
die Orientierung, die Auffassungsgabe, die Sprache und die Lernfähigkeit
im Zentrum. Ebenso bedeutend sei es auch, die emotionale Kontrolle und
die Gefühlslage eines betroffenen Menschen zu kennen. «Leider steigt die
Anzahl Menschen mit einer Demenz», führte Kipfer in die Krankheit ein.
«Eines vorweg, Bildung und aktives körperliches Training auch im Alter
ist der beste Schutz.» Die Diagnostik einer Demenz beinhaltet den
Nachweis einer kognitiven Störung. Durch neuropsychologische
Untersuchungen und einer Verlaufsuntersuchung ist die Unterscheidung von
einem normalen Alterungsprozess möglich.
Eigenartige Krankheit des Gehirns
«Alzheimer
ist die häufigste Demenzform, Alois Alzheimer nannte sie die
„eigenartige Krankheit der Hirnrinde“», erinnerte Kipfer und erläuterte
andere Formen wie: «Demenz mit Lewy-Körper» oder «Parkinsondemenz». Als
Risikofaktoren für eine Demenz nannte Kipfer unter anderem, hohes Alter
und die Familienanamnese. Entscheidend seien auch beeinflussende
Faktoren, wie die Ernährung.
«Im Zentrum der therapeutischen Möglichkeiten stehen regelmässiges
Gedächtnistraining, körperliche Betätigung und gesunde Ernährung. Ganz
wichtig sind für Menschen mit einer Demenz soziale Kontakte», meinte der
Referent abschliessend.
Auf ungewohnte Situationen einlassen
Zum
Referat war Peter Bolliger eingeladen, er begleitet seit Jahren seine
Mutter, die an einer Demenz leidet. «In der Zeit, während ich meine
Mutter bisher begleiten durfte, lernte ich, ihr in einer anderen Welt zu
begegnen und sie so zu akzeptieren.» Bolliger berichtete darüber, wie
sie bemerkten, dass sich Ihre Mutter immer mehr veränderte. «Dennoch war
es sehr schwierig, denn sie weigerte sich lange, einen Arzt aufzusuchen
oder Tests zu machen.» Auch heute noch sei es für ihn nicht immer
einfach zu zusehen wie die Krankheit fortschreite und meinte: «Heute bin
ich bereit, ihren Geschichten zu folgen und mich immer wieder auf neue
ungewohnte Situationen einzulassen.»
Die
Anwesenden waren von den Ausführungen von Peter Bolliger sehr
beeindruckt und auch das Referat des Neurologen Stefan Kipfer stiess auf
grosses Interesse. Am anschliessenden Apéro waren die beiden gefragte
Gesprächspartner.
08.September
2019
Von Werner Mathis