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Palliative Care braucht Vernetzung - ohne Vernetzung keine Versorgung

Kerngruppe Netzwerk Region Sempachersee lud zum Austausch 

Am Donnerstag, 20 Juni lud die Kerngruppe vom Netzwerk Region Sempachersee zu einem Austausch ein. Zu Diskussion standen die Erfahrungen und Erkenntnisse zur Palliative Care. Der Abend war geprägt von der Grundhaltung: «Jeder Mensch hat das Recht, während seiner Phase des Sterbens begleitet zu werden.»   

«Wir freuen uns sehr, dass dieses erste Austauschtreffen ein so grosses Interesse weckt, herzlich willkommen.» Mit diesen Worten begrüsste Astrid Erni, Sozialvorsteherin Schenkon und Mitglied der Kerngruppe Netzwerk, die anwesenden Fachpersonen der Spitex, der Langzeitpflege, des Spitals, der Hausarztmedizin, der Seelsorge und der Besuchs- und Begleitdienste. Astrid Erni erinnerte: «Die wichtigste Einheit der regionalen Palliativversorgung ist das Palliative-Care-Netzwerk. Die Mitarbeitenden sind besorgt, dass Massnahmen, die das Leiden eines Menschen mit einer unheilbaren, lebensbedrohlichen oder chronischen Krankheit gelindert und für eine bestmögliche Lebensqualität gesorgt wird.» Die Kerngruppen garantieren auch, dass der Zugang für alle Menschen sichergestellt ist. Die kantonale Organisation Palliativ Luzern ist für die Vernetzung der regionalen Netzwerke zuständig.

Nach der Einführung schilderten die Fachleute: Patricia Hans, Ruswil; Elke Hönekopp, Sursee; Dr. med. Tamara van Beijnum, Sursee; Elisabeth Mathis, Rothenburg und Gregor Gander, Schenkon, ihre Erfahrungen mit Palliative Care.

 

Palliativ plus erleichtert Pflege zu Hause
«Vergangenes Jahr wurde in der Region der neue Palliative Plus-Dienst eingeführt. Dieser ermöglicht, dass mehr Menschen in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden können.», erinnerte Patricia Hans, Ruswil. Sie erläuterte: «Palliativ plus ist ein spezialisierter, interprofessionell arbeitender Dienst zur Behandlung und Pflege von Menschen mit einer komplexen Symptomatik. Dieses Angebot erleichtert die Pflege von Patienteninnen und Patienten zu Hause, in einem Pflegezentrum oder in einer Institution für Menschen mit einer Beeinträchtigung.»
Erfahrungen aus der Praxis der Langzeitpflege erläuterte Elke Hönekopp, Geschäftsleitung Seeblick Sursee. In einem Erfahrungsbericht schilderte sie: «Nach wiederholten Hospitalisationen und dem Wunsch nach Exit kam auch die Familie an ihre Grenzen. Mit dem Angebot Palliativ plus gelang es den Menschen zu beruhigen und kurz vor einem geplanten Austritt verstarb die Person friedlich.»
Für Tamara van Beijnum, Ärztin in der Praxis im Surseepark, ist es wichtig, dass immer wieder auf Palliative Care hingewiesen wird. Und sie stellte fest: «Dieses wichtige Angebot ist noch zu wenig bekannt.»

Menschen interprofessionel begleiten
Elisabeth Mathis, Rothenburg, berichtete über ihre Erfahrungen in der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen. Für sie ist klar: «Jeder Mensch hat das Recht während seiner Phase des Sterbens begleitet zu werden.» Gregor Gander, Palliativ Luzern, ist überzeugt: «Wie andere wichtige Momente, erfordert auch das Sterben einen individuellen Weg, der wenn nötig, interprofessionel begleitet und gestaltet wird.» 

Zum Abschluss bot sich den Anwesenden ein Austausch in kleinen Gruppen. Ein aktuelles Thema waren die Kosten. Die Kerngruppe informierte, dass der kantonalen Organisation Palliativ Luzern jährlich CHF 600’000 zur Verfügung stehen, um nicht gedeckte Kosten von Palliativ plus zu begleichen.

In der Abschlussrunde meldete sich Gast Beat Arregger. Nach einem Dankeschön für diese spannende Veranstaltung meinte er: «Als Patient mit der Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose, ALS, bin ich auf den Dienst von Palliative Care angewiesen. Gerne würde ich anregen, dass an weiteren Anlässen auch Klientinnen und Klienten mit ihren Erfahrungen eingeladen werden.»

Astrid Erni nahm die Anregung von Beat Arregger auf und bedankte sich bei allen Beteiligten für das grosse Interesse und die engagierte Palliative-Care-Arbeit.» /wm 

18.07.2024

Von Werner Mathis