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Lehrerin für Krankenpflege wird Leihgrossmutter

Ursula Tschopp

Leihgrossmutter, was ist denn das und wie kann oder soll dies gehen? «Als ich mich mit meiner Pensionierung befasste, kam mir die Idee, dass ich Leihgrossmutter werden möchte», erzählt Ursula Tschopp aus Geuensee und seit fünf Jahren ist sie begeistert von ihrer neuen Aufgabe.

Schon beim Betreten der Wohnung wird schnell klar, in diesen Räumen leben Kinder, denn im Gang befinden sich Spielsachen für Kinder, Kindervelos und Regenschuhe. «Ja so sieht es halt bei einer Grossmutter aus», lacht Ursula Tschopp und erläutert: «Als ich mich mit meiner Pensionierung befasste, überlegte ich mir schon früh, wie ich diese Lebensphase gestalten könnte. Und da ich immer schon gerne Kinder hatte, kam mir spontan die Idee, dass ich die Aufgabe einer Leihgrossmutter übernehmen möchte.» Heute ist die engagierte Rentnerin aus Geuensee Grossmutter von zwei Knaben im Vorschul- und Kindergartenalter. «Das war ein guter Entscheid, denn die Knaben machen mir riesig Freude», ist die Mutter von zwei erwachsenen Kindern überzeugt.

Ich bekam viele positive Rückmeldungen
Ursprünglich übte Ursula Tschopp ihren Beruf als Diplomierte Pflegefachfrau in verschiedenen Institutionen bei Kindern und Erwachsenen im Bereich Pflege und Pädagogik aus. Später war sie als Berufsschullehrerin in der Beratung von jungen Eltern und an einer Krankenpflegeschule mit Ausrichtung Kinderkrankenpflege tätig. «Kurz bevor ich pensioniert wurde, erzählte ich am Arbeitsort von der Idee Leihgrossmutter und ich bekam sehr positive Rückmeldungen», erinnert sich Ursula Tschopp. Bald schon ergaben sich erste Kontakte und als sie 2015 pensioniert wurde, bekam sie im Handumdrehen drei Grosskinder. «Heute sind mir zwei Knaben anvertraut und mit den beiden Brüdern, David und William verbringe ich seit ihrer Geburt viel Zeit als Leihgrossmutter und das geniesse ich sehr», schwärmt sie.

Mein Leben ist darauf ausgerichtet, Kinder zu betreuen
Toll sei es auch, dass sie in ihrer neuen Aufgabe in der Familie der Knaben integriert sei. Die Grossmutter ist überzeugt und ergänzt: «Inzwischen ist mein ganzes Leben auf das Kinder begleiten ausgerichtet. Ich koche für sie, machen mit ihnen Ausflüge und bin wieder auf dem neusten Stand, was in Sachen Kinderspielzeuge in ist.» Diese Aufgabe bedeutet aber auch gebunden zu sein, aber dies gehört wohl zu einer aktiven Grossmutter. «Von Beginn an war mir wichtig, dass klar geregelt ist, welche Aufgaben ich als Leihgrossmutter zu welcher Entschädigung übernehme». Ihre Entschädigung bewegt sich im Rahmen der üblichen Tarife für Kinderbetreuung. Schmunzelnd ergänzt die Leihgrossmutter: «Kosten für Ausflüge, Essen oder auch mal für ein kleines Geschenk übernehme ich, so wie dies wohl die meisten Grosseltern machen.»

Ich lernte wieder staunen wie ein Kind
Leihgrossmutter Ursi ist mit den beiden Knaben oft auch auf dem Spielplatz in der Wohnsiedlung in Geuensee anzutreffen und wenn die Kinder am Spielen sind, ergeben sich ab und zu spannende Gespräche mit Eltern oder Grosseltern. «Ich werde ab und zu darauf angesprochen und bekomme sehr positive Reaktionen», berichtet Ursula Tschopp von ihren Erfahrungen. Sie erlebe auch, dass vielen Grosseltern ihre Aufgabe nicht so klar ist und dass einzelne auch froh wären, wenn sie ihre AHV mit einem kleinen Beitrag aufbessern könnten.

«Momentan ist dies für mich eine tolle Situation. Dennoch mache ich mir Gedanken, wie lange ich die Aufgabe wahrnehmen möchte, vielleicht ergibt sich ja die Lösung dann, wenn die beiden Knaben zur Schule gehen.»

So oder so habe sie auch als Leihgrossmutter viel Neues entdeckt. «Ich lernte wieder staunen wie ein Kind, achtsam sein und wurde ab und zu angehalten, meine Aktivitäten etwas langsamer anzugehen», meint Leihgrossmutter Ursi zum Schluss.

02.September
2020

Von Werner Mathis